Als Bond sich der Breitling zuwandte
Als Feuerball, der vierte James-Bond-Film, 1965 veröffentlicht wurde, hatte sich der berühmteste Spion im Kino bereits als Rolex-Liebhaber etabliert. Bond, der damals von Sean Connery gespielt wurde, trug in 007 jagt Dr. No, Liebesgrüße aus Moskau und Goldfinger eine Submariner Referenz 6538 – die angeblich aus der persönlichen Sammlung des Schauspielers stammte.
Im Gegensatz zur heutigen Beziehung zwischen Omega und Bond gab es damals allerdings keinen Werbevertrag für viel Geld. Die Filmemacher hielten sich zu diesem Zeitpunkt der Serie einfach an die Vorlage, die Romane von Ian Fleming, in denen ebenfalls nur Rolex vorkam. Tatsächlich war Fleming selbst, ein Mann, der die edleren Dinge des Lebens zu schätzen wusste, auch ein Rolex-Fan, der eine Explorer Referenz 1016 bevorzugte.
Da sie nicht verpflichtet waren, nur Rolex einzubauen, entschieden die Filmemacher sich, in Feuerball einer anderen Marke eine Nebenrolle zu geben, und führten nicht nur eine, sondern gleich zwei Breitling-Uhren in den Bond-Kanon ein. Die Submariner hatte einen weiteren Auftritt, aber es war eine sehr ungewöhnliche Breitling, die ihr in Feuerball – einem der finanziell erfolgreichsten Bond-Filme aller Zeiten – die Schau stahl und dabei ein beeindruckendes „Bond-Novum“ einheimste.
Die Uhr-als-Gadget-Ära beginnt … mit Breitling
Interessanterweise würde man denken, dass die allererste Bond-Uhr, die etwas Cooles und Gadgetmäßiges gemacht hat – wie es sich für einen fiktiven Geheimdienstagenten gehört –, eine Rolex sein müsste. Jeder erinnert sich zum Beispiel an die Submariner Referenz 5513 mit Kreissägen-Rille, die Roger Moores Bond in Leben und sterben lassen benutzt hat. Oder die Omega Seamaster Professional mit eingebautem Bombenzünder und Laser, die Pierce Brosnans Bond verwendete.
Aber diese Ehre gebührt keinem anderen als Breitling, deren „Top Time“-Modell von Q und seinem Labor von Wissenschaftlern im geheimen Auftrag mit einem Geigerzähler ausgestattet wurde – einem praktischen kleinen Gerät zum Aufspüren von Strahlung. Die Requisitenabteilung veränderte sie auch umfassend, sodass sie in einem großen Kissengehäuse daherkam, statt des runden Standardgehäuses, das für die Öffentlichkeit verfügbar war.
Im Film werden zwei Atombomben von Bonds langjährigem Gegner SPECTRE entführt und gegen Lösegeld als Geiseln gehalten. Der Geigerzähler auf der Breitling Top Time hilft Bond, die Bomben zu finden, während die andere Breitling in dem Film – eine Navitimer Referenz 806 – von Francois Derval getragen wird, einem französischen NATO-Piloten, der dann von einem SPECTRE-Attentäter getötet und dessen Identität gestohlen wird.
Bond holt die Uhr später als Beweis für Dervals Tod hervor. Hier gab es keine flüchtigen Blicke – diese Uhren waren ein integraler Bestandteil des Plots und nahmen den Bildschirm eine respektabel lange Zeit ein.
Interessanterweise war die Breitling „Top Time“ auch die einzige Uhr, die Connerys Bond je vom Q-Zweig ausgestellt bekam. Stattdessen bekam Roger Moores Inkarnation der Figur all die besten Sachen – besonders während der digitalen Seiko-Ära der 1970er.
Ein Breitling-Schnäppchen
Wir leben in einer Zeit, in der Filmrequisiten nicht nur ab dem Moment ihres Kaufs akribisch dokumentiert werden, sondern oft auch wenige Jahre nach ihrem Auftritt auf dem Bildschirm für astronomische Summen bei Auktionen versteigert werden.
Darum mag es uns fast schon als Vernachlässigung erscheinen, dass die Breitling Top Time jahrzehntelang verschollen war. Wir können über die Jahre, als sie von der Bildfläche verschwunden war, nur spekulieren. Eine Geschichte behauptet, dass sie von einer bei Pinewood Studios arbeitenden Person erworben wurde, wo ein Großteil der Filmarbeiten stattfand, ehe sie Jahre später an jemanden verkauft wurde, der nicht genau wusste, was er da in den Händen hielt.
Bis er einen Gesprächsfaden über den Verbleib der Uhr in einem Onlineforum entdeckte.
Wie zu erwarten ist, bevorzugte die britische Presse die märchenhafte Version – dass die Uhr bei einem Flohmarkt im Vereinigten Königreich auftauchte und von einem glücklichen Schnäppchenjäger zum lächerlich niedrigen Preis von 25 £ gekauft wurde.
Da der Käufer anonym bleiben wollte, werden wir die echte Geschichte vielleicht nie erfahren. Was wir aber wissen, ist, dass er am Ende bemerkte, dass sich ein seltenes und begehrtes Stück Filmmemorabilien in seinem Besitz befand, und es schließlich zu einem Experten brachte, der die Uhr auf etwa 30.000 bis 60.000 £ schätzte.
Wie sich herausstellte, lag er mit diesem Betrag vollständig daneben. Die Uhr wurde letztendlich bei einer Christies-Auktion im Jahre 2013 versteigert, wo sie über 100.000 £ einbrachte – immer noch ein ziemliches Schnäppchen, wenn man bedenkt, dass eine von Daniel Craig in Skyfall getragene Omega Planet Ocean 2012 für 157.250 £ verkauft wurde.
Und die andere in Feuerball verwendete Breitling? Wer weiß, aber halten Sie weiter Ausschau nach einer alten Navitimer Referenz 806, wenn Sie das nächste Mal in dem staubigen Plunder auf Ihrem örtlichen Flohmarkt wühlen oder online nach Breitlings aus zweiter Hand Ausschau halten.
Die Neuauflage
Breitling hat aus diesem verkaufsfördernden glücklichen Zufall schließlich Kapital geschlagen, indem sie das Top-Time-Modell 2020 neu auflegten. Es ist auf 2.000 Stück limitiert und verfügt über ein markantes Zifferblatt-Design, das ihm wegen der schwarzen „Maske“ über den Unterzifferblättern den Spitznamen „die Zorro“ einbrachte.
Leider verfügt es über keinen Geigerzähler – den es in Wirklichkeit nie gab – und auch kein Kissengehäuse. Aber dieser attraktive Chronograph weist einen Vintagelook auf, mit mit Super LumiNova beschichteten Zeigern, punktförmigen Stundenmarkierungen und einer Dezimalskala auf dem äußeren Ring für etwas zusätzliches aeronautisches Renommee.
Sie verfügt auch über ein „B“-Logo unter 12 Uhr, was natürlich für „Breitling“ steht. Doch wenn Sie Ihre 007-Fantasien voll ausschöpfen wollen, können Sie auch so tun, als stände es für „Bond“. Wir werden Sie nicht dafür verurteilen.
Es ist unwahrscheinlich, dass eine Breitling je wieder in einem Bond-Film auftauchen wird. Aber die Tatsache, dass die Marke diesen kultigen Filmspion mit seiner ersten von Q herausgegebenen Gadgetuhr ausgestattet hat, wird man ihr nie nehmen können. Es ist eine bemerkenswerte Fußnote in der langen Geschichte der Marke und eine, mit der sie auf bewundernswert bescheidene Weise umzugehen scheint.
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