Die Zeitwerk: digital, aber nicht, wie man es kennt
Wenn Sie eine Handvoll luxuriöse Uhren zusammentreiben müssten, von denen Sie sicher sein können, dass sie Neugier wecken, wäre die eigenartig anmutende Zeitwerk der Marke Glashütte A. Lange & Söhne unter ihnen.
Trotz ihres genaustens eingravierten Uhrwerks und ihrer technischen Brillanz ist es das aufsehenerregende Layout des Zifferblatts, mit dem die Zeitwerk hervorsticht – eine perfekte Liaison aus Lange-Traditionen, reduziertem teutonischen Stil und … einer digitalen Anzeige.
Diese Uhr ist alles, was 99,9 Prozent aller digitalen Uhren nicht sind: ein luxuriöses, mechanisches Chronometer aus Gold oder Platin, das bei seinem Debüt im Jahr 2009 den äußerst renommierten Preis Aiguille d’Or gewinnen konnte.
Für die meisten von uns ist der Begriff „digital“ natürlich synonym mit Elektronik. Wir denken an LED-Displays, Casios zum Wegwerfen mit unbeständigen Armbändern aus Gummi oder an Taschenrechner aus Plastik.
Wer mit der bunten Geschichte von Lange nicht vertraut ist, mag daher etwas überrascht sein zu erfahren, dass die Zeitwerk in einer im 19. Jahrhundert auf königliches Geheiß angefertigten Wanduhr eines barocken deutschen Opernhauses wurzelt.
Ein verärgerter König
Viele Marken durchstöbern ihre Archive, um neue Modelle zu kreieren, und im Grunde hat auch Lange das für die Zeitwerk getan.
Die Zeitwerk basiert auf einer Reihe Lange-Taschenuhren aus dem 19. Jahrhundert mit einer unmittelbar umspringenden numerischen Anzeige, die wiederum an eine Wanduhr in der Dresdner Semperoper angelehnt sind, eine Konzerthalle, die dieses Jahr ihren 180. Geburtstag feiert.
Der Ursprung der Uhr selbst hat eine Geschichte. Lange vor der Zeit leuchtender Marker haben die Zuschauer ihre Taschenuhren im Dunkeln mithilfe von Rufschlagwerken gelesen. Aus Ärger über die während der Vorstellung ertönenden Uhren beauftragte König Friedrich Augustus von Sachsen, ein häufiger Gast, J.C. Friedrich Gutkaes (Ferdinand Langes Mentor und Schwiegervater) mit dem Bau einer großen, gut lesbaren Uhr, die für alle Zuschauer sichtbar sein sollte.
Kein lästiges Geläut mehr, das den armen Augustus mitten in Hamlets Monolog stört. Die Uhr steht noch heute – ein Zeugnis überragender Handwerkskunst der Dresdner Uhrmacher und eine Erinnerung daran, dass die Uhrmacherei in diesem Teil Deutschlands seit fast zwei Jahrhunderten starke Tradition ist.
Neue Generation
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden Lange und andere Glashütter Marken von der kommunistischen Regierung zu einer Uhrmacherorganisation zusammengeführt. Deutlich hinter dem zurückbleibend, was Lange zuvor hervorzubringen pflegte, war diese in der Welt der Uhren das, was der Trabant in der Autoindustrie war. Darauf folgte beinahe ein halbes Jahrhundert des Schlafzustands bevor Lange im wiedervereinigten Deutschland zu neuem Leben erweckt wurde.
Als Lange im Jahr 1994 eine Uhrenreihe neuer Generation herausbrachte, war damit eine kühne und klare Botschaft verbunden, welchen Weg die Marke einschlagen würde. Eine dieser ersten Uhren war die Pour Le Merite tourbillon in gelb-gold, sowie das Aushängeschild Lange 1 und die konventionellere Saxonia. All diese hochwertigen Uhren wiesen die händische Endbearbeitung auf, die eine vergangene Epoche wiederaufleben ließ.
Patek Philippe sah sich einer Konkurrenz um Exzellenz gegenüber, wie es sie seit Jahren nicht gegeben hatte. Allerdings gab es, mit Ausnahme vielleicht der Lange 1 und ihrem asymmetrischen Zifferblattdesign, nichts im Sortiment, das sich über Konventionen hinweggesetzt hätte, das die Traditionalisten wirklich in Rage versetzt und Lange einen Platz in den Gesprächen eines jeden Uhrenliebhabers gesichert hätte. Dazu sollte es erst später kommen …
Die Branche nimmt Notiz
Bei ihrer Einführung im Jahr 2009 hat die Zeitwerk mit ihrem bahnbrechenden Design in der Branche hohe Wellen geschlagen, die technische Innovation, die nötig war, um ein Uhrwerk herzustellen, das eine umspringende Zeitanzeige mit Energie versorgen kann, erfuhr jedoch ebenfalls Beachtung.
Die drei Scheiben 1608 mal am Tag weiterzudrehen erfordert viel Energie, und da keine andere Marke eine solche Uhr produzierte, mussten Langes Uhrmacher, angeführt vom Chefentwickler der Marke Anthony De Haas, ein hauseigenes Uhrwerk mit Hemmung mit beständiger Kraft entwickeln – ein zuvor noch nie von ihnen eingesetzter Mechanismus, der es der Triebfeder erlaubte, länger Energie abzugeben.
Das war etwas, woran sich andere Uhrenmarken mit einer ähnlichen digitalen Anzeige mit lediglich mäßigem Erfolg versucht hatten, darunter Harry Winstons Opus 3 und Porsche Designs Indicator, die unter Problemen litt und nach ihrem Debüt überarbeitet werden musste.
Zwölf Jahre nach ihrer Einführung lässt sich sagen, dass die Zeitwerk keine solchen Probleme hatte und die vielfältigen, strengen Zeitnahmetests, denen sie unterworfen wurde, mit Bravour gemeistert hat.
Die Familie vergrößern
Zweifellos hat die Zeitwerk nach wie vor ihre Kritiker, wie es bei jeder Uhr der Fall ist, die das ästhetische Regelwerk in Stücke reißt. Doch die Zeitwerk ist zu Langes Modell mit dem höchsten Wiedererkennungswert geworden, das verschiedene hervorragende Varianten zur Auswahl stellt.
Zu diesen zählen die Zeitwerk Date – keine Sorge, sie hat keine zusätzliche Aussparung, die die Balance des Zifferblatts ruinieren würde; die Daten umkreisen das Zifferblatt diskret – und eine Striking Time viertelstündige Repetieruhr, die König Friedrich Augustus wohl verärgert hätte, wenn Sie heute im Theater neben ihm säßen …
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