Feature: 3 weitere Dinge, die Sie über Rolex wissen müssen
Es waren sechs ereignisreiche Wochen, in denen Sie in unserer Serie „Im Fokus“ mehr über Ihre Lieblingsmarken erfahren haben. Zu Ende geht sie mit einem Paukenschlag und drei weiteren Dingen, die Sie über Rolex bislang nicht wussten. Noch mehr Geschichten finden Sie ebenfalls hier in unserem Blog. Zum Abschluss nun also drei Dinge, die Sie über Ihre Lieblingsmarke Rolex noch nicht wussten.
Rolex kann keine echte Pepsi-Lünette aus Keramik herstellen
Als Unternehmen besitzt Rolex die seltene Fähigkeit, nicht nur selbst eine Ikone zu sein, sondern eine Ikone, die aus aus Ikonen besteht. Wo sonst in der Uhrenindustrie sind solch kleine und scheinbar unbedeutende Details wie eine Datumslupe, ein dreiteiliges Armbanddesign oder ein Stundenzeiger so unmittelbar zu erkennen? Die regelmäßigen Versuche anderer Hersteller, diese Markenzeichen nachzubilden, demonstrieren nur, über wie viel visuelles Eigentum Rolex verfügt.
Und das läuft sogar auf die Farbe hinaus. Denken Sie an rot und blau und Sie denken an die Rolex GMT-Master. Seit ihren Anfängen im Jahr 1954 steht die GMT-Master für das unerwartete, nun aber gleichermaßen legendäre Pepsi-Farbschema zur Unterscheidung von Tag und Nacht. Dieses einflussreiche Modell mit der Referenznummer 6542 hätte einfach blau und schwarz oder rot und schwarz sein können – wie wir es bei späteren GMT-Masters gesehen haben – und jede andere Kombination daraus, aber dies war nicht der Fall. Die Lünette hätte wie bei der SBGJ239 Grand Seiko weiter oben oder unten geteilt sein können – aber dies war nicht der Fall. Die scheinbar willkürlichen Farben und Platzierungen, die in Zusammenarbeit mit Pan-Am-Piloten für Kontrast und Lesbarkeit entwickelt wurden, setzten den Maßstab, auf dem alle anderen GMT-Uhren aufbauen sollten.
Als mit der GMT-Master 2005 die Keramiklünette in das Rolex-Sortiment Einzug hielt – Cerachrom, wie die Marke sie nannte – war die große Frage in aller Munde: Wann kommt die Keramik-Pepsi? Es war keine Frage, ob; die Fans forderten es. Lange Zeit gab es nicht einmal eine zweifarbige GMT-Master aus Keramik. Wir mussten bis 2013 warten, ganze acht Jahre, um das heute berühmte – aber nicht so berühmte – Blau und Schwarz zu bekommen.
Was war los? Nun, bei all ihren Vorteilen in Bezug auf Kratzfestigkeit und Schutz vor dem Ausbleichen birgt die von Rolex verwendete Keramik auf der Basis von Silizium einige Nachteile. Bei der vorherigen GMT-Master-Lünette konnte das rohe Aluminium einfach auf einer Hälfte in einer Farbe und auf der anderen Hälfte in der anderen Farbe eloxiert werden – noch einfacher ging dies mit der Teilung in der Mitte. Bei Keramik ist das jedoch anders.
Die Pigmentierung des keramischen Grundmaterials ist sowohl in der Auswahl begrenzt als auch im Farbton einheitlich. Es profitiert von einer chemischen Behandlung zur Erzielung der endgültigen Farbe. Gut geeignet für einen durchgehenden Farbton wie Schwarz – bei zwei Farbtönen stellt es jedoch ein Problem dar. Rolex hat sich selbst in die Ecke gedrängt, indem es darauf bestand, dass nicht zwei Teile zusammengeklebt werden sollen. So entstand ein Problem, dessen Lösung ein Jahrzehnt dauerte. Villeicht aber wurde es nie gelöst, zumindest nicht wirklich.
Für die blau-schwarze Lünette von 2013 war die Lösung ziemlich einfach: Man stellte eine blaue Lünette her und behandelte die eine Hälfte chemisch so, dass sie schwarz war. Das geht, denn das Schwarz ist dunkel genug, um das darunter liegende blaue Grundpigment zu verbergen. Aber für Rot und Blau, zwei Farben, die sich in Helligkeit und Sättigung viel ähnlicher sind, funktionierte der Trick nicht ganz so gut. Ich gehe davon aus, dass Rolex gehofft hat, dass die schwarz-blaue Option die Kunden zufriedenstellen würde. Dies war jedoch nicht der Fall. Es hat acht Jahre gedauert, bis eine Lösung gefunden wurde, die nicht den beabsichtigten Effekt hatte, nämlich das Interesse an einer keramischen Pepsi zu minimieren. Also verbrachte man das nächste Jahr damit, eine Lösung zu finden.
Als sich der Vorhang für die neue BLRO GMT-Master zum ersten Mal hob, war schnell klar, dass Rolex einen enormen Kompromiss eingegangen war. Eine Marke, die für ihre Sturheit und Perfektion berüchtigt war, hatte nachgegeben und eine minderwertige Lösung herausgebracht. Das heißt: einen Pfusch. Anstelle von sattem Blau neben sattem Rot bekamen wir ein rötliches Blau, das ein bläuliches Rot überdeckte. Rolex hatte Zuflucht in dem gleichen Verfahren wie bei der schwarz-blauen Lünette gesucht und eine chemische Behandlung mit etwas dunklerem Blau auf einer roten Basis angewendet. Wo aber Schwarz das Blau vollständig verdeckte, konnte das Blau das Rot nicht komplett maskieren. Damit das Blau nicht lila aussieht, musste das Basisrot leicht blau sein. Das Ergebnis ist die schlammige Farbkombination, die Sie heute sehen. Es ist meiner Meinung nach keine große Sache, aber für Rolex war es eine sehr seltene und sehr öffentliche Niederlage.
Rolex hat eine Armee von Robotern
Vielleicht haben Sie den Film Terminator gesehen, eine Geschichte, in der vor der Macht der Maschinen gewarnt wird, wenn sie empfindungsfähig werden und sich gegen ihre menschlichen Oberherren wenden. Da die Technologie – und insbesondere die künstliche Intelligenz – sich immer deutlicher am Horizont abzeichnet, ist es sicherlich ein Thema, das sich von der falschen Hoffnung auf eine zukünftige Karriere von James Cameron zu einem echten Anliegen entwickelt hat. Was Sie aber vielleicht nicht erwartet haben, ist, dass der Roboteraufstand in der Schweiz seinen Anfang nehmen könnte, tief im Herzen des Rolex-Hauptquartiers.
Bevor wir genau verraten, wie Rolex den tausendjährigen Krieg zwischen Mensch und Maschine anzetteln wird, werfen wir einen Blick auf ein sehr reales – und sehr unerwartetes – Problem, mit dem die Marke konfrontiert war. Wie jemand, der im Lotto gewonnen hat und seinen neuen Freunden gegenüber misstrauisch ist, hat Rolex seinen unermesslichen Erfolg nicht nur als Segen, sondern auch als Fluch angesehen. Die Kunden wollten die Uhren der Marke zuhauf kaufen, die Nachfrage explodierte – und das brachte einen neuen Preis für jede einzelne Komponente –, von denen Rolex über 50.000 lagerte.
In Hinblick auf die Geheimhaltung von Forschung, Design und Verfahren ist Rolex bereits sehr sicherheitsbewusst. Jeder Bereich im Firmenhauptquartier ist nur für diejenigen zugänglich, die dort sein müssen. Jeder Computer wird mit einem Fingerabdruck entsperrt. Alles, was passiert und wer dafür verantwortlich ist, kann nachverfolgt werden – bis hin zur letzten Komponente.
Wie genau behält man also den Überblick über 50.000 Komponenten, um zu verhindern, dass die Mitarbeiter hier und da ein Stück einstreichen? Ganz einfach: Man sorgt dafür, dass niemals ein Mensch den Raum betreten darf, in dem diese Komponenten aufbewahrt werden. Der nur für ein paar wenige Auserwählte zugängliche Rolex-Lagerraum erfordert eine Iris-Identifikation und ist eines der größten Geheimnisse des Unternehmens. Der 12.000 Kubikmeter große Hohlraum ist so tief wie lang und nur von Robotern befahrbar. Die Roboter fahren auf einer 1,5 km langen Strecke, rasen hin und her und rauf und runter, um über 2.800 Bauteile pro Stunde zu holen. Sie sammeln und liefern genau das, was benötigt wird, und das genau dann, wenn es gebraucht wird.
Diese Automatisierung hält nicht nur Langfinger von wertvollen Komponenten fern, sondern ermöglicht auch, dass Rolex die geschätzte Produktion von rund 800.000 Uhren pro Jahr erreicht und damit seine eigene Version des von japanischen Autoherstellern populär gemachten „Just-in-Time“-Modells betreibt. Zusammen mit dem sequentiellen Montageprozess in der Uhrenherstellung, bei dem ein Einzelner eine Aufgabe wiederholt erledigt, anstatt eine ganze Uhr zu bauen, macht es Rolex zu einer unaufhaltsamen Kraft in Bezug auf Produktionseffizienz und Lagerverwaltung. Zumindest bis zum Aufstand …
Wie die Marke Rolex zu ihrem Namen kam
Vielleicht haben Sie die Geschichte gehört, wie die Marke Rolex zu ihrem Namen kam, wie der Gründer Hans Wilsdorf eines Tages auf einer Kutschfahrt in London von einer Eingebung überrascht wurde, als er behauptete, ein Geist habe ihm den Namen „Rolex“ ins Ohr geflüstert. Wenige Tage später ließ er den Namen in der Schweiz eintragen.
Rolex war drei Jahre zuvor im Jahr 1905 gegründet worden und hatte bislang unter den Namen Wilsdorf und Davis gehandelt – Alfred Davis war Wilsdorfs Schwager und Mitbegründer – oder meistens ohne Namen, da der Juwelier, der das Stück verkaufte, darauf bestand, das stattdessen sein Name das Zifferblatt zierte. Wilsdorf gab zu, in seinen Sendungen an Juweliere die eine oder andere Uhr mit Markennamen eingeschmuggelt zu haben, in der Hoffnung, sein Geschäft auszubauen.
Aber da bekannte Juweliere wie Tiffany sogar Uhrenherstellern wie Audemars Piguet und Patek Philippe ihre Marke aufprägten, war eine Uhr mit einem Namen, der weder mit einem Juwelier noch mit seinem Gründer in Verbindung stand, im Grunde unbekannt. Sogar Omega, der damalige Branchenführer, war bis 1903 nach seinem eigenen Gründer Louis Brandt benannt. Wilsdorf sah jedoch, dass Erfolg in der Zukunft nicht nur bedeutete, Uhren zu bauen, sondern auch eine Marke – und um eine Marke zu haben, brauchte er einen Namen.
In einem Vortrag zur Feier des 50-jährigen Jubiläums von Rolex erklärte Wilsdorf, er habe versucht, jeden Buchstaben des Alphabets auf jede erdenkliche Weise zu kombinieren, was Hunderte von erfolglosen Namen ergab. Er wollte etwas Einfaches, Universelles und Unvergessliches. Omega war der Maßstab, und es war schwer, ihn zu erreichen.
Wie sich herausstellte, kam die Idee als Geistesblitz. Häufig kommt eine Lösung in einem Moment der sensorischen Ablenkung, wenn die Vertrautheit mit einer Sache dem Unterbewusstsein erlaubt, seine Magie zu entfalten. Unter der Dusche, auf der Toilette … oder im Fall von Wilsdorf beim morgendlichen Pendeln. Sehr selten ist Inspiration gänzlich originell. Es wird davon ausgegangen, dass dieser unterbewusste Prozess, der für den Geistesblitz sorgt, durch eine tiefgründige Suche des Gehirns ausgelöst wird. Dabei werden Erinnerungen durchkämmt, die das Bewusstsein vergessen hat, um so Informationen zu finden, die helfen könnten.
1946 unterzeichnete Hans Wilsdorf eine Erklärung, dass er persönlich 1908 in jener Kutsche in London den Namen Rolex geprägt hat. Er schrieb auch eine Reihe von Handbüchern unter dem Namen Rolex Jubilee Vade Mecum, um Händler über die Marke Rolex zu unterrichten. Vade Mecum ist lateinisch und bedeutet „Geh mit mir“. Es wird verwendet, um darauf hinzuweisen, dass ein Handbuch bereit gehalten werden sollte. Wilsdorf sprach fließend Latein, dessen Studium eines seiner Lieblingsfächer war.
Wenn wir also die Etymologie des Wortes „Uhr“ untersuchen, finden wir im Lateinischen horologium, ein Wort, das uns heute noch sehr vertraut ist. Wo sich die Etymologie in verschiedene Richtungen erstreckt, eröffnet sich eine Möglichkeit für das Wort, das Wilsdorf ins Ohr geflüstert wurde. Wenn wir zurück ins Altgriechische gehen, auf dem horologium basiert, finden wir „Roloi“. Wenn wir nach vorne schauen in die Sprache, die heute die meisten ihrer lateinischen Wurzeln behalten hat, Spanisch, dann stoßen wir auf „Reloj“. Irgendwo dazwischen begegnet uns das Wort „Relox“, nur einen Buchstaben von der Marke entfernt, die wir heute kennen und lieben. Als Wilsdorf vom Geist sprach, bezog er sich tatsächlich auf die lateinische Ableitung des Wortes Geist: Sein eigener Genius hatte unbewusst das Wort geliefert, das ihn berühmt machen sollte.
Damit sind wir am Ende unserer Serie Im Fokus angelangt. Ich hoffe, dass es Ihnen gefallen hat. Wenn Sie Lust haben, werfen Sie in der Zwischenzeit einen Blick auf alle Artikel, die Sie womöglich verpasst haben. Sie finden sie hier im Watchfinder-Blog.
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